Welche Vorlauftemperatur bei Wärmepumpen ist ideal?
Die Vorlauftemperatur entscheidet über die Effizienz von Wärmepumpen und den angestrebten Wärmekomfort. Sie hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Art des Heizsystems, die Außentemperatur und die spezifischen Anforderungen des Gebäudes. Damit eine Wärmepumpe Ihre Wohnräume effizient heizt, sollte sie mit möglichst niedriger Vorlauftemperatur heizen. Erfahren Sie, was die Vorlauftemperatur bedeutet, welche Temperaturen im Vorlauf ideal sind und wie sich die Einstellungen optimieren lassen.
Was ist die Vorlauftemperatur einer Wärmepumpe?
Die Vorlauftemperatur bezeichnet die Temperatur, auf die eine Wärmepumpe das Heizwasser erwärmt, bevor es in die Heizfläche strömt. Die Heizfläche bildet das Wärmeverteilsystem im Haus. Mit Vorlauf sind die Heizungsrohre gemeint. Diese treten an der heißen Seite des Wärmeerzeugers aus und leiten die Wärme zu den Heizkörpern oder zur Fußbodenheizung. Die Rücklauftemperatur ist die Temperatur, mit der das Heizwasser nach der Wärmeabgabe zum Wärmeerzeuger zurückfließt. Die Spreizung ist die Differenz zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur.
Warum die richtige Vorlauftemperatur wichtig ist
- Eine zu hohe Vorlauftemperatur erhöht den Energieverbrauch und damit die Heizkosten. Jedes Grad weniger senkt den Stromverbrauch der Wärmepumpe um bis zu 2,5 Prozent.
- Eine zu niedrige Vorlauftemperatur kann jedoch dazu führen, dass das Gebäude nicht ausreichend beheizt wird – insbesondere in schlecht gedämmten Altbauten.
Wie hoch sollte die Vorlauftemperatur bei einer Wärmepumpe sein?
Wärmepumpen profitieren von niedriger Vorlauftemperatur. Deshalb arbeiten sie besonders effizient in Kombination mit Fußbodenheizungen. Für eine Wärmepumpe sind Vorlauftemperaturen von 30 bis 35 °C optimal. In sehr gut gedämmten Gebäuden sind mitunter sogar nur 28 °C ausreichend, um alle Räume angenehm zu temperieren. Je niedriger die Vorlauftemperatur ist, desto weniger Strom verbraucht die Anlage. So muss die Anlage das Temperaturniveau aus der Wärmequelle (Luft, Erdreich, Grundwasser) nur geringfügig anheben. Ein geringer Temperaturhub verbessert den Wirkungsgrad der Wärmepumpe.
Die Effizienz steigt auch, je geringer die Temperaturspreizung zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur ist. Denn so kehrt das Heizungswasser mit höherer Rücklauftemperatur zur Wärmepumpe zurück. Eine Spreizung von etwa 3 bis 7 Kelvin gilt als ideal.
Wärmepumpen arbeiten bei Vorlauftemperaturen bis 50–55 °C wirtschaftlich. Dieser Schwellenwert markiert die Grenze. Ab hier steigt der Stromverbrauch deutlich und die Effizienz nimmt spürbar ab. Jedes Grad mehr erhöht den Energieverbrauch und senkt den COP, die Leistungszahl des Gerätes. Daraus ergibt sich im Jahresverlauf die Jahresarbeitszahl. Die JAZ gibt an, wie viele Kilowattstunden (kWh) Wärmeenergie die Wärmepumpe mit einer kWh Strom bereitstellt. Ein Wert ab 3 gilt als effizient. Das bedeutet: Die Wärmepumpenheizung produziert 3 kWh Wärme mit nur 1 kWh Strom – also das Dreifache an Energie.
Die Förderhöhe einer Wärmepumpe hängt eng mit der Vorlauftemperatur zusammen. Nur bei niedrigen Systemtemperaturen arbeitet die Wärmepumpe effizient genug, um die geforderte JAZ zu erreichen. Wer sein Haus gut dämmt oder auf Flächenheizungen setzt, senkt damit nicht nur die Betriebskosten. Gleichzeitig erfüllt er wichtige Voraussetzungen zur Förderung.
Konstante Vorlauftemperaturen durch Invertertechnik
Inverter-Wärmepumpen passen ihre Leistung stufenlos an, indem sie die Drehzahl des Kompressors variabel steuern. Sie halten die Vorlauftemperatur stabil niedrig. Dadurch steigern sie die Effizienz der Wärmepumpe und verteilen die Wärme gleichmäßig in den Räumen. Dabei erreichen modulierende Systeme die Zieltemperatur schneller und effizienter als konventionelle On/Off-Systeme. Häufiges An- und Abschalten lässt die Vorlauftemperaturen schwanken.
Welche Faktoren beeinflussen die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe?
- Außentemperatur: Bei Luftwärmepumpen steigt die Vorlauftemperatur, je kälter es draußen ist. Denn sie kann weniger Wärme aus der Umgebungsluft entziehen. Eine manuelle Anpassung sollte daher nur bei milden Witterungsphasen bis 5 °C erfolgen. Abtauzyklen bei Frost führen zu kurzfristigen Schwankungen der Vorlauftemperatur. Moderne Luftwärmepumpen regeln die Temperatur witterungsgeführt und nutzen Pufferspeicher, um die Wärme gleichmäßig zu verteilen. Erdwärmepumpen erreichen effizienter höhere Vorlauftemperaturen als Luftwärmepumpen, selbst bei Minusgraden. Denn sie greifen auf eine konstante Wärmequelle im Erdreich zu.
- Gebäudedämmung: Die Vorlauftemperatur hängt maßgeblich davon ab, wie hochwertig die Dämmung ist. Neubauten und gut gedämmte Gebäude benötigen eine niedrigere Vorlauftemperatur, da sie die Wärme besser speichern. In ungedämmten Altbauten mit Wärmepumpe ist oft eine höhere Vorlauftemperatur von 70 °C bis zu 90 °C erforderlich, um die Räume ausreichend zu beheizen. Jedoch arbeiten Wärmepumpen in diesem Bereich nicht effizient. Daher sollte der Heizwärmebedarf im Gebäude reduziert werden.
- Art des Heizsystems: Je größer die Heizflächen ausgelegt sind, desto niedriger kann die notwendige Vorlauftemperatur ausfallen. Flächenheizungen wie Wand- und Fußbodenheizungen arbeiten effizient mit niedrigen Vorlauftemperaturen um die 30 °C, während herkömmliche Heizkörper meist höhere Temperaturen von 60 °C oder mehr benötigen. Spezielle Wärmepumpenheizkörper nutzen hingegen eine Vorlauftemperatur von circa 35 bis 45 °C. Klein dimensionierte Heizkörper sind auf höhere Heizwassertemperaturen angewiesen, um denselben Wärmeeffekt zu erzielen.
Das verwendete Kältemittel in der Wärmepumpe spielt eine entscheidende Rolle im Anlagenbetrieb und beeinflusst die Vorlauftemperatur. Kältemittel mit niedrigem Siedepunkt arbeiten bei geringeren Außentemperaturen effizienter, um die benötigte Vorlauftemperatur zu erreichen. Bei diesem Siedepunkt wechselt das Kältemittel von flüssig zu gasförmig. In Propan-Wärmepumpen kommt das natürliche Kältemittel R290 zum Einsatz. Dieses bietet hervorragende thermodynamische Eigenschaften zur Wärmeübertragung.
Vorlauftemperatur bei der Warmwasserbereitung
Für die Trinkwassererwärmung, die in einem separaten Speicher erfolgt, erhitzt die Wärmepumpe das Wasser stärker als im Heizbetrieb. Zum Schutz vor Legionellen erreicht die Wassertemperatur mindestens 55 bis 60 °C. Obwohl dies die Effizienz der Wärmepumpe reduziert, ist es für die Wasserhygiene unverzichtbar. Die höheren Temperaturen fallen jedoch nur in kurzen Intervallen an, nicht dauerhaft. Eine Zirkulationspumpe sorgt für gleichmäßige Wasserbewegung. Sie läuft idealerweise nur während der Hauptnutzungszeiten. Bevorraten Sie Warmwasser nicht lange.
Zusammenhang zwischen Vorlauftemperatur und Stromverbrauch
Je höher die Vorlauftemperatur, desto mehr Strom verbraucht die Wärmepumpe.
| Vorlauftemperatur der Wärmepumpe | Typische JAZ* | Heizwärmebedarf 10.000 kWh (gut gedämmt)** | Heizwärmebedarf 15.000 kWh (mäßig gedämmt)** | Heizwärmebedarf 25.000 kWh (schlecht gedämmt)** |
| 30 °C | 5,0 | 2.000 kWh | 3.000 kWh | 5.000 kWh |
| 40 °C | 4,2 | 2.380 kWh | 3.570 kWh | 5.950 kWh |
| 50 °C | 3,5 | 2.860 kWh | 4.290 kWh | 7.140 kWh |
| 60 °C | 2,8 | 3.570 kWh | 5.360 kWh | 8.930 kWh |
| 70 °C | 2,2 | 4.540 kWh | 6.820 kWh | 11.360 kWh |
Rechenbeispiel: Wärmepumpe bei 65 °C Vorlauftemperatur
- Ein gut gedämmtes Einfamilienhaus verbraucht bei einem Wärmebedarf von 10.000 kWh jährlich circa 4.000 kWh bei 65 °C Vorlauftemperatur. Das entspricht Kosten von rund 1.600 Euro pro Jahr (Rechenweg: 4.000 kWh × 0,40 €/kWh*** = 1.600 €).
- Ein mäßig gedämmtes Einfamilienhaus mit einem jährlichen Heizenergiebedarf von 15.000 kWh hat bei 65 °C Vorlauftemperatur einen Verbrauch von circa 6.000 kWh. Das ergibt Kosten von rund 2.400 Euro im Jahr (Rechenweg: 6.000 kWh × 0,40 €/kWh*** = 2.400 €).
*Richtwerte, tatsächliche Effizienz hängt vom Gebäude, Heizsystem und Wärmepumpentyp ab.
** Beispielhafter jährlicher Heizwärmebedarf des Gebäudes in kWh nach Dämmstandard.
*** Strompreis von 0,40 €/kWh als Referenz angesetzt.
Optimale Vorlauftemperatur verschiedener Heizsysteme
Jedes Heizsystem arbeitet mit unterschiedlichen Vorlauftemperaturen. Die jeweilige Art der Wärmeerzeugung muss passend zum vorhandenen Heizungssystem ausgewählt werden.
| Heizungssystem | Vorlauftemperatur bei guter Dämmung | Vorlauftemperatur bei schlechter Dämmung |
|---|---|---|
| Alte Heizkörper, Radiatoren im Altbau | 65–75 °C | 80–90 °C |
| Moderne Heizkörper, Niedertemperaturheizungen | 45–55 °C | 60–75 °C |
| Flächenheizungen (Wand-, Fußbodenheizung) | 28–32 °C | 35–40 °C |
| Wärmeerzeuger | ||
| Brennwerttherme (Gas, Heizöl) | 45–55 °C | 55–60 °C |
| Wärmepumpe | 28–40 °C | 50–55 °C |
Vorlauftemperatur der Wärmepumpe richtig einstellen
Für die optimale Einstellung Ihrer Wärmepumpe wenden Sie sich an einen fachkundigen Heizungsinstallateur. Dieser berücksichtigt alle relevanten Faktoren bei der Dimensionierung und optimiert das System. Die Vorlauftemperatur sollte weder zu hoch noch zu niedrig eingestellt sein, um sowohl Effizienz als auch Wärmekomfort zu gewährleisten.
Tipps zur Anpassung der Vorlauftemperatur
- Falls Sie die Vorlauftemperatur selbst anpassen möchten: Stellen Sie die Heizkörperthermostate auf Standardposition ein. Passen Sie die Vorlauftemperatur schrittweise an und beobachten Sie, ob die gewünschte Raumtemperatur eintritt.
- Eine witterungsgeführte Heizungsregelung passt die Vorlauftemperatur automatisch an und optimiert den Energieverbrauch.
- Vermeiden Sie eine Nachtabsenkung, da diese bei Wärmepumpen oft ineffizient ist. Morgens sind dann höhere Temperaturen nötig, was den Stromverbrauch steigert.
Die Heizkurve: Schlüssel zur optimalen Vorlauftemperatur
Die gewünschte Raumtemperatur wird nicht direkt an der Wärmepumpe eingestellt, sondern erfolgt über Thermostate und Heizungsregelung. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Heizkurve. Sie steuert die Temperatur des Heizwassers und optimiert damit die Vorlauftemperatur. Die Kurve beschreibt den Zusammenhang zwischen Außentemperatur und Vorlauftemperatur. Je steiler sie eingestellt ist, desto stärker steigt die Heizwassertemperatur bei sinkender Außentemperatur.
Eine flache Heizkurve arbeitet in der Regel effizienter und komfortabler. Eine steile Heizkurve deckt den Heizbedarf in weniger effizienten Systemen oder schlecht isolierten Gebäuden. Wird es im Haus nicht warm genug, liegt das oft an einer falsch eingestellten Heizkurve. Heizungsfachleute kontrollieren die Heizkurve regelmäßig. So stellen sie die Effizienz der Heizungsanlage sicher. Bei Bedarf nehmen sie Anpassungen vor, indem sie die Steilheit der Heizkurve in kleinen Schritten erhöhen oder verringern.
Funktionieren Wärmepumpen auch mit hoher Vorlauftemperatur?
Moderne Wärmepumpen liefern auch kurzfristig höhere Vorlauftemperaturen bis zu 70 bis 75 °C, wenn dies beispielsweise bei kalten Außentemperaturen im Winter erforderlich ist. Dabei wendet die Anlage mehr Energie auf, um das Wasser zu erwärmen. Eine dauerhaft zu hohe Vorlauftemperatur belastet jedoch die Wärmepumpe und erhöht deren Stromverbrauch erheblich. Deshalb ist eine Temperaturabsenkung empfehlenswert.
Aber auch dann, wenn sich die Vorlauftemperatur nicht bis idealerweise unter 50 °C senken lässt, ist der Betrieb mit einer Wärmepumpenheizung sinnvoll. Für viele neuere Modelle sind 55 °C Vorlauftemperatur noch effizient, jedoch an der oberen Grenze der empfohlenen Betriebswerte. Hochtemperatur-Wärmepumpen schaffen die höchste Vorlauftemperatur von bis zu 100 °C. Sie weisen jedoch niedrigere JAZ- und COP-Werte auf. Ihr Energieverbrauch liegt über 30 Prozent höher als bei herkömmlichen Wärmepumpen.
Alternativ kommt auch ein Hybridsystem infrage. Bei einer Hybrid-Wärmepumpe unterstützt zum Beispiel eine Gasbrennwerttherme die Wärmepumpe, wenn deren Heizleistung an besonders kalten Tagen nicht ausreicht. Auch ein integrierter elektrischer Heizstab springt bei Bedarf ein, um die erforderliche Temperatur zu erreichen.
Checkliste: Maßnahmen zur Senkung der Vorlauftemperatur
- Wärmedämmung verbessern: Fassade, Dach, Fenster und Keller dämmen, um Wärmeverluste zu reduzieren.
- Flächenheizungen nutzen: Niedertemperatur- oder Fußbodenheizungen arbeiten effizient mit niedrigen Vorlauftemperaturen.
- Heizflächen anpassen: Kleine Heizkörper vergrößern oder austauschen, damit sie genug Wärme abgeben.
- Hydraulischen Abgleich durchführen: Gleichmäßige Wärmeverteilung durch optimierten Durchfluss des Heizwassers sorgt für geringere Vorlauftemperaturen.
- Heizkurve anpassen: Durch eine flachere oder passend eingestellte Heizkurve lässt sich die Vorlauftemperatur senken, ohne dass der Wohnkomfort leidet.
- Energiesparend heizen: Konstante Raumtemperaturen von circa 20 bis 22 °C vermeiden hohe Lastspitzen. Schon 1 °C weniger ermöglicht eine niedrigere Vorlauftemperatur.
- Richtig lüften: Stoßlüften statt gekippter Fenster und eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung verringern Wärmeverluste.
Lassen Sie sich von einem Fachbetrieb in Ihrer Region beraten. Eine optimal eingestellte Wärmepumpe spart Heizkosten und sorgt für angenehme Wärme in den Räumen.
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FAQ zur Vorlauftemperatur bei Wärmepumpen
Was bedeutet es, wenn die Rücklauftemperatur höher als die Vorlauftemperatur ist?
Wann ist eine Wärmepumpe sinnvoll?
Sind CO₂-Wärmepumpen geeignet für die Hochtemperatur?